Vom Westerwälder Dom zum Petersdom
Vom Westerwälder Dom zum Petersdom – das war das Ziel von 30 Ministranten und ihren sechs erwachsenen Begleitern aus der Pfarrei St. Bonifatius Wirges, seit Papst Franziskus vor rund einem Jahr zur internationalen Ministrantenwallfahrt vom 27. Juli bis zum 4. August 2018 nach Rom eingeladen hatte. In gemeinsamen Gottesdiensten und Aktionen hatten sich die jungen Wallfahrer in den vergangenen Monaten auf das Ereignis vorbereitet. Alle waren aufgeregt, als der Bus am Freitagmittag Richtung Süden startete. Erster Halt war die Kirche Heilig Kreuz in Frankfurt, wo 1100 Jugendliche aus dem Bistum Limburg einen Aussendungsgottesdienst feierten.
Nach mehr als zwanzig Stunden Busfahrt kam die ewige Stadt in Sicht. Statt einer erholsamen Pause im Hotel ging es direkt weiter ins Zentrum zur Kirche Sant’ Ignazio di Loyola, um den ersten gemeinsamen Gottesdienst in Rom mit dem Limburger Bischof, Dr. Georg Bätzing, zu feiern. Das Motto der Wallfahrt „Suche den Frieden und jage ihm nach“ war der rote Faden, der sich auch durch alle weiteren Gottesdienste in dieser Woche zog.
Die Organisatoren des Bistums hatten besondere Kirchen ausgewählt, die allein durch ihre Größe und Ausstattung die jungen Leute aus dem Westerwald überwältigten: Santa Maria in Aracoeli, Sankt Paul vor den Mauern, der Petersdom.
Es macht Gänsehaut, wenn über 1000 Ministrantinnen und Ministranten gemeinsam beten, singen und den Glauben feiern. Besonders zu spüren war das im Petersdom, wo Bischof Georg während der Eucharistiefeier zwei jungen Leuten das Sakrament der Firmung spendete. Es war für viele Jugendlichen eine nachhaltige Erfahrung, dass Kirche jung, fröhlich, lebendig sein kann, und dass es doch noch viele gibt, denen der Glaube und das ehrenamtliche Engagement in der Kirche etwas bedeuten.
Es lag auch an der bistumseigenen Band, die mit ihren Liedern die Mitfeiernden berührte und begeisterte, dass die Gottesdienste und das Friedensgebet mit Lichterkette auf der Tiberinsel zu unvergesslichen Erlebnissen wurden.
Der heißeste Tag des Jahres
Am heißesten Tag im gesamten Jahr warteten 60.000 Ministranten aus der ganzen Welt auf die Audienz mit Papst Franziskus. Das Bistum Limburg zog gemeinsam von der nahen Engelsburg aus über die große und breite Straße der Versöhnung auf den Petersplatz, wo selbst die langwierigen Sicherheitskontrollen der Stimmung keinen Abbruch taten. Wasserwerfer brachten etwas Abkühlung, und immer wieder wurde aufgefordert, genug zu trinken. Als Franziskus in seinem Papamobil durch die Reihen fuhr, war der Jubel auf dem Petersplatz riesengroß.
Während der Audienz beantwortete der Papst in einem Gespräch mit den Jugendlichen Fragen der Messdiener. Dabei ging es auch um die Frage, warum so wenige Jugendliche die Kirche besuchen und was die Messdiener dafür tun können. „Genau jetzt, als junge Menschen, könnt ihr Apostel sein“, sagte Papst Franziskus. „Und zwar, wenn ihr voller Enthusiasmus für Jesus seid.“ Durch ihre Freundschaft können junge Menschen zeigen, wie schön die Gemeinschaft der Gläubigen sei, „weil Gott mitten unter uns ist“. Im Anschluss an das Gespräch feierten die 60.000 Messdiener aus aller Welt ein Abendgebet mit dem Papst.
Neben den „offiziellen“ Veranstaltungen blieb den Westerwäldern ausreichend Zeit, um die ewige Stadt kennenzulernen. In Kleingruppen galt es, die Hauptkirchen, das antike Rom und die Plätze und Brunnen der Stadt zu entdecken. Bei tropischen Temperaturen waren die Eisdielen besonders beliebt.
Gerne wären die Jugendlichen nach dem gemeinsamen Abendessen in einer Pizzeria noch am Trevibrunnen, auf der Spanischen Treppe oder der Piazza Navone sitzen geblieben, um das römische Flair bei Nacht zu genießen, aber die Metrofahrt ins Hotel dauerte eine Stunde, und am nächsten Morgen warteten neue Abenteuer.
Am freien Montag ging es mit dem Bus nach Anzion am Meer, wo Kaiser Nero seine Sommervilla hatte. Das Wasser brachte zwar eine willkommene Abkühlung, aber einige blieben vom Sonnenbrand nicht verschont. Am letzten Tag stand noch der Besuch der Katakomben auf dem Programm, bevor die Zeit in Rom zu Ende ging.
Zum Abschluss waren alle zum Limburger Abend eingeladen. Auf einem großen Fußballfeld standen über hundert weißgedeckte Tische und lange Büfetts mit italienischen Gerichten. Es gab Livemusik, Interviews, Spiele und am Ende Tanzeinlagen mit allen Minis.
Während der ganzen Woche hatte Bischof Georg die verschiedenen Gruppen getroffen und bei ihren Unternehmungen begleitet. Am letzten Abend war noch einmal besonders spürbar, wie sehr ihm die Begegnung und der Austausch mit den Ministranten in seinem Bistum am Herzen liegt. Mit seiner Offenheit und Freundlichkeit hat er die jungen Leute für sich eingenommen; viele sind stolz auf ein „Selfi“ mit ihm.
Am Freitag, nach einer ereignisreichen Woche, mussten die Ministranten ihre Heimreise angetreten. Nachdem sie morgens die Hotels verließen, fuhren sie bis nach Assisi.
Dort konnten sie den Tag mit Besichtigungen, Bummeln, Eis essen und Mitbringsel einkaufen verbringen. Am Abend feierte die Gruppe dann den Abschlussgottesdienst in der Oberkirche von Assisi. Mit dem Reisesegen ging es Richtung Heimat. Nach 17 Stunden Busfahrt konnten die Familien die Wallfahrer wieder in Empfang nehmen. Rückblickend war die Wallfahrt trotz der Hitze und mancher Anstrengung ein beeindruckendes und unvergessliches Erlebnis.(mn)